Große Teile Baden-Württembergs werden in den aktuellen Plänen für das Wasserstoff-Kernnetz in Deutschland unzureichend berücksichtigt. Obwohl Baden-Württemberg eine enorme wirtschaftliche Bedeutung hat (20 % der industriellen Wertschöpfung Deutschlands stammen aus dem Bundesland), sind nur etwa 5 % der geplanten Leitungskilometer für das Land vorgesehen. Der im Juli 2024 vorgestellte Entwurf der Fernleitungsnetzbetreiber sieht lediglich Anschlüsse für den Rhein-Neckar-Raum und den Großraum Stuttgart vor.
„Die starke Benachteiligung von Baden-Württemberg bedeutet, dass viele wichtige Wirtschaftsregionen außen vor bleiben. Laut dem Plan sollen viele Regionen unseres industriestarken Bundeslandes nicht an das Kernnetz angeschlossen werden. Die Wasserstoffversorgung betrifft unsere Zukunftsperspektiven. Viele Projekte, die Baden-Württembergs Wasserstoffversorgung vorangebracht hätten, wurden schlichtweg nicht berücksichtigt“, kritisiert Stefan Teufel, stellvertretender Vorsitzender der CDU-Landtagsfraktion.
Wasserstoff wird erwartet, eine zentrale Rolle bei der Transformation hin zu einer klimaneutralen Zukunft zu spielen – sowohl in der Industrie als auch in der Energieerzeugung. Insbesondere CO₂-intensive Verfahren sollen durch den Einsatz von Wasserstoff revolutioniert werden. Bis 2032 soll ein Wasserstoff-Kernnetz ähnlich den Stromübertragungsnetzen aufgebaut werden.
Doch es gibt nicht nur Probleme mit der ungleichen Verteilung der Leitungskilometer, auch es bestehen auch Unsicherheiten bei der Umsetzung. Bundesweit haben mehr als zwei Drittel der geplanten Leitungen bereits eine Umsetzungszusage von durchführenden Unternehmen, in Baden-Württemberg liegt dieser Anteil jedoch bei weniger als der Hälfte. Dies liegt laut den Netzbetreibern an unzureichenden Finanzierungsbedingungen, die vom Bund festgelegt wurden.
Besonders auffällig ist die ungleiche Verteilung zwischen Nord- und Süddeutschland. Für Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen sind deutlich mehr Leitungskilometer vorgesehen. „Der Bund rechtfertigt diese ungleiche Verteilung mit geplanten Wasserstoffimporten aus Norwegen, Dänemark und den Niederlanden. Mittlerweile ist jedoch klar, dass auch Importe aus Südeuropa und Nordafrika eine große Rolle spielen werden. Baden-Württemberg würde sich hierfür als idealer Partner und Verbindungsglied eignen“, erklärt Teufel.
Die Planung muss nachgebessert werden damit Baden-Württemberg zukunftsfähig und wettbewerbsfähig bleiben kann, insbesondere angesichts der geographischen Lage als Verbindung zu Süd- und Südwesteuropa. „Das darf so nicht bleiben“, mahnt Teufel.
„Wir fordern ganz klar eine Wasserstoff-Gerechtigkeit. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck und die Bundesnetzagentur müssen dringend den Südwesten Deutschlands besser einplanen. Ohne Wasserstoff und ohne Baden-Württemberg wird es uns nicht gelingen die deutschen Klimaziele bis 2045 zu erreichen“, so Teufel abschließend.
Am 22. September soll über den vorgelegten Entwurf entschieden werden.